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Schleswiger Werkstätten gründen neues Netzwerk

Mehr Menschen mit Behinderungen sollen einen Chance auf dem ersten Arbeitsmarkt bekommen.
06. März 2020, 12:49 Uhr

Schleswig | Die Geschichte von Sharon Ribbach zeigt wohl am besten, wie es gehen kann. Vermittelt über die Schleswiger Werkstätten hat die heute 22-Jährige zunächst ein Praktikum im Pflegeheim „Villa Carolath“ in Langstedt gemacht. Drei Jahre ging sie dort danach dann Schritt für Schritt und ist inzwischen als fest angestellte Pflegehelferin nicht mehr wegzudenken aus dem Team von Heimleiter Jens Meier.

Netzwerk trägt den Titel Titel „Schleswig inklusiv“

Kein Wunder, dass die beiden zu den begehrtesten Gesprächspartnern gehörten, als die Werkstätten am Donnerstagabend zahlreiche Vertreter der regionalen Wirtschaft und Verwaltung in den „Alten Kreisbahnhof“ einluden. Ziel war es, unter dem Titel „Schleswig inklusiv“ ein neues Netzwerk zu gründen, damit Menschen mit Behinderungen oder psychischen Erkrankungen einen Arbeitsplatz finden.

„Wir möchten Sie dafür gewinnen, einmal diese Möglichkeit in Betracht zu ziehen“, richtete sich Werkstättenleiter Jan-Henrik Schmidt an die Gäste. Er habe in den vergangenen Jahren die Erfahrung gemacht, dass viele Menschen aus Schleswig und Umgebung Mut hätten und gerne auch etwas Neues auszuprobieren. Warum also nicht – in Zeiten des Fachkräftemangels – einem behinderten Menschen einen Arbeitsplatz bieten? „Und zwar einen geförderten“, wie Schmidt betonte. Denn es gebe zahlreiche Wege und Programme, „um denjenigen eine Chance zu geben, die gerne eine bekommen möchten“.

Ganz individuelle Wege möglich

Egal ob tageweise, stundenweise oder nur in der Sommersaison: Die Schleswiger Arbeitsbegleitung und die Ambulante Berufliche Bildung, als Teilbereiche der Werkstätten, könnten in Zusammenarbeit mit den Arbeitgebern ganz individuelle Wege finden. Dabei würden die vermittelten Menschen durchgängig betreut. „Alles ist möglich“, sagte Schmidt und hoffte, dass viele der Anwesenden dem neuen Netzwerk beitreten.

Christian Liesegang von der gleichnamigen Buchhandlung ließ sich nicht zweimal bitten. „Ich habe meinen Zivildienst bei den Werkstätten gemacht und finde diese neue Initiative sehr gut. Ich denke, dass in den Mitarbeitern der Werkstätten noch viel unentdecktes Potenzial schlummert“, sagte er. Das bestätigte auch „Villa Carolath“-Leiter Jens Meier mit Blick auf Sharon Ribbach. „Dank der Begleitung durch die Werkstätten hatten wir sehr viel Zeit bei ihrer Einarbeitung. Und genau das hat sich gelohnt. Sharon ist hier nach und nach an ihren Aufgaben gewachsen und leitet inzwischen sogar neue Kollegen an“, schwärmte er.

Welche Wünsche hat die Wirtschaft?

Dass sich diese Geduld auszahlt, betonte auch Projektleiterin Anja Bunks. „Deshalb möchten wir gerne, dass Geschichten wie die von Sharon keine Einzelfälle bleiben.“ So habe man sich dazu entschieden, auf die Wirtschaft zuzugehen, deren Wünsche zu erfragen und ihr neue Perspektiven aufzuzeigen.